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Hofgärtner Hermann Sello


Potsdam
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Wappen der Familie Fintelmann

Die Hofgärtnerfamilie Fintelmann

von der Lüneburger Heide nach Berlin und Potsdam

Die Wiege der Familie stand nachweisbar in Fintel - http://www.fintel.de/ Externer Link - in der Lüneburger Heide, einem typischen Heidedorf im heutigen Kreis Rotenburg/Wümme, damals zum Stift Verden gehörig. Von dieser Ortsbezeichnung leitet sich der Name Fintelmann ab, zunächst etwa im 14. Jahrhundert als „von Fintel“ und in der ersten Hälfte des 15. Jahrh. trat die Endsilbe „-mann“ hinzu.

Im ausgehenden Mittelalter soll Fintel an der Fintau angeblich durch eine Heilquelle große Berühmtheit erlangt haben. Die Heilkraft der Quelle wurde einem Bilde des heiligen Antonius zugeschrieben, das in der Nähe des Wassers unter einem Holunderbusch stand. Den Erzählungen nach fanden sich die wundergläubigen Menschen dort in großen Scharen ein. Fintel wurde Wallfahrtsort und erfreute sich eines wachsenden Wohlstandes.

Das erste Zeugnis über die Einwohnerschaft von Fintel ist eine „Beschreibung der Gebäude und sonstigem schatzpflichtigem Eigentum“ von 1540, der sog. „16-Pfennig-Schatz“ im Staatsarchiv Stade. Dabei handelte es sich um eine Vermögensteuer in Höhe von 6 2/3 % des toten und lebenden Inventars, also nicht nur des Hauses und der Scheune, sondern auch der Einrichtungsgegenstände, des Vieh und der Ernte.

In diesem Verzeichnis werden in Fintel Nr. 5 Carsten und in Nr. 12 Joachim Vintelmann genannt. Aus den Abgaben ist zu schließen, dass es sich bei Carsten um einen Vollhof handelte, während der von Joachim kleiner war. Aus dieser Zeit sind keine Kirchenbücher erhalten. Bis zum Ende des 30-jährigen Krieges können wir nur aus Abgaben- und Steuerlisten Kenntnisse über das Vorhandensein der Vorfahren erhalten, ohne familiäre Zusammenhänge herstellen zu können.

Nicht nur der „große Krieg“ (30jährige Krieg) brachte durch Verwüstungen der Dörfer, Einquartierungen, Plünderungen Not und Leid über die Menschen, auch die Pest dezimierte 1626 die Bevölkerung. Viele Höfe waren „wüst“ geworden und Kirchen niedergebrannt. Das traf auch auf den Ort Fintel und seine Kirche zu.

Und es traf wohl auch auf die Fintelmanns zu, denn nach 1638/39 erscheint der Name Fintelmann in Fintel nie wieder.

Haussegen Fintelmann 1649 ANNO 1649 HABEN DES GUDEN ERBARN
VANER TO FINTL DESE KERK UNDE HUS
GODTTS VEDER GEBUET GOT VOL ES
MIT SINM SEGN BELON 1649 13. JULIUS
(Im Jahre 1649 haben die guten, ehrbaren
Einwohner zu Fintel diese Kirche und
Gotteshaus wiedergebaut* Gott wolle es
mit seinem Segen belohnen und behüten
vor Unge. 1649, 13. Julius)


.Da in den umliegenden Dörfern bereits zu Ende des 16. Jahrhunderts der Name Vintelmann erscheint, ist davon auszugehen, dass nachgeborene Söhne in die Höfe dieser Orte eingeheiratet haben. Einer dieser, ein Heinrich Christoph Wilhelm Fintelmann, 1828 in Neuenkirchen geboren, wanderte um 1860 nach Wisconsin/USA aus und hinterließ dort aus zwei Ehen 14 Kinder. Mit den Nachkommen besteht Kontakt.

Ein anderer, Jacob zog mit seinem Sohn Andreas und seiner Schwester Anna gen Osten bis zur Elbe. Wir finden ihn zunächst in Gorleben als Kossat und Kuhhirt. In diesem Zusammenhang soll erwähnt werden, dass ein Kuhhirt damals ein sehr vertrauensvoller Posten war, da die Gemeinde ihm das gesamte Vieh anvertraute. Jacobs Kinder Johann, Heinrich, Jürgen und Anna sind hier geboren.

Im Jahre 1662/3 übernahm Jacob in Niendorf bei Gartow http://www.elbtalaue-gartow.de/ Externer Link einen wüsten halben Hof, und aus dem Pacht- und Dienstregister des Cordt v. Bülow, dem Besitzer der Gutsherrschaft, geht hervor, dass er „kommenden Michaelis 1665 zum erstenmahl anfangen zu dienen auch seine Pächte zu entrichten“. 1694 übernahm Andreas Gottlieb v. Bernstorff die Gutsherrschaft Gartow - http://www.bernstorff.de/seiten/familie Externer Link - mit 24 Dörfern von den Bülows. Bernstorff wird als ein Mann beschrieben von außerordentlichen Fähigkeiten mit einer wundersamen Ordnung auf seinen Gütern. Dieser „wundersamen Ordnung“ verdanken wir seit jener Zeit peinlich genau geführte Jahresregister, die noch im Schlossarchiv des Grafen Bernstorff in Gartow vorhanden sind.

So wissen wir, dass Jacobs Sohn Heinrich etwa 1687 in den Schulzen-Hof seines Schwiegervaters Hans Niemann in Niendorf einheiratete und das Schulzenamt, das an den Hof gebunden war, übernahm.

Seinen halben Hof übergab Heinrich, der am 12.12.1733 in Niendorf verstarb, im Jahre 1723 seiner vermutlich ältesten Tochter Anna Cathrin Ilse und seinem Schwiegersohn Joachim Schultze. Die Gründe, warum keiner seiner beiden Söhne Joachim Heinrich und Arndt Friedrich (geb. 1711 in Niendorf) den Hof bekam, ist nicht mehr zu klären.


Schlossgärtnerhaus zu Senzke

Der erwähnte Joachim Heinrich begann 1723, als seine Schwester Anna Cathrin Ilse heiratete, eine Lehre als Gärtner im Hause Bernstorff. Und damit begann die Gärtner-Dynastie der Fintelmanns. Wegen der fehlenden Kirchenbücher ist es nicht möglich, sein Geburtsjahr festzustellen, was um 1705 anzunehmen ist. Sein Sterbeeintragung in Charlottenburg besagt lediglich „den 14. Dezember 1752 starb Herr Findelmann“ .

Michaelis 1726 hatte der „erste Gärtner Burse Jochim Hinrich Fintelmann außgelernt“. Als Geselle blieb er bis Michaelis 1727 im Bernstorff`schen Hause und ging dann nach Senzke - http://www.senzke.de Externer Link - im Havelland, Brandenburg, um die Stellung als Schlossgärtner bei Major Caspar Friedrich v. Bredow - http://www.bredow.de/ Externer Link - anzunehmen. Hier heiratete Joachim Heinrich am 17.06.1733 Anna Catharina Hoffmann, geb. 06.10.1695. Aus dieser Ehe gingen zwei Kinder hervor: eine Tochter Johanna Dorothea Catharina, die drei Wochen nach der Geburt verstarb, und Carl Friedrich.

Major v. Bredow, sein Dienstherr starb 1739. Seine Frau pflegte den offenbar florierenden Garten, denn Im März 1742 lieferte sie zwei vierspännige Fuhren Buchsbaum für Pflanzungen Friedrich d. Gr. nach Charlottenburg. Über diese Kontakte müssen die tüchtigen Fintelmänner dann den Weg nach Charlottenburg, Berlin, gefunden haben.

Schlossgärtnerhaus der von Bredow in Senzke im Jahr 1987
Hier in Charlottenburg hatte sich Joachim Heinrich bereits angekauft und das Bürgerrecht erhalten. Als er – wohl noch relativ jung – im Jahre 1752 starb, begann sein einziger Sohn Carl Friedrich am 11.11.1753 eine Lehre als Gärtner beim Königlichen Hof- und Lustgärtner Joachim Arend Salzmann in Charlottenburg, dies während der Regierungszeit Friedrich d.Gr.
Carl Firedrich Fintelmann Gesellenbrief Carl Friedrich FIntelmann Wie sein Lehrherr im erhalten gebliebenen Gesellenbrief bestätigt, hat er „Drey Jahre nacheinander, bey mir die Hochlöbliche GärtnerKunst gelernet, und also seine LehrJahre Ehrlich Außgestanden, sich auch darinnen Treu, Fleisig und Gehorsam, wie es einem Kunstlibenden LehrJungen gebühret Verhalten, also das ich mit ihm wohl zufrieden gewesen, so habe ich als sein LehrHerr Ihn solcher seiner wohl ausgestandenen LehrZeit halber, de 11ten Nobr. 1756 Hier mit Frey Ledig und Loß gesprochen“.

Carl-Friedrich Fintelmann
gez. von seinem Sohn Ferdinand 1795

Nicht nur als Lehrling und Geselle war Salzmann mit ihm „wohl zufrieden“, sondern auch als Schwiegersohn, denn er gab ihm am 23.8.1764 seine jüngste Tochter Anna Dorothea zur Frau, die 6.000 Taler Mitgift vom Vater bekam.

Als Joachim Arendt Salzmann im 70. Lebensjahr stand, wurde ihm 1761 Carl Friedrich Fintelmann als Adjunkt beigegeben. Er musste sein Gehalt von 300 Talern jährlich mit diesem teilen, „solange der alte Saltzmann lebet“. Wegen seiner Geschicklichkeit und seines guten Zeugnisses erhielt Carl Friedrich den Titel eines Hofgärtners. Er verwaltete zunächst den Obst- und Gemüsegarten Friedrich d. Gr. in Charlottenburg; zu seiner Zeit wurde auch der dortige Orangengarten, der heutige Schlosspark, durch neue Anlagen vergrößert.

Zur Jahrhundertwende war Carl Friedrich bereits über 60 Jahre alt, so dass er den König bat, er möge ihm seinen Sohn Ferdinand, der zu der Zeit Gärtner beim Fürstbischof in Oliva bei Danzig angestellt war, adjungieren, d.h. zuordnen als Nachfolger mit Teilung des Gehaltes.

Am 8.11.1803 wandte sich Carl Friedrich wiederum an den König:

„Er diene am 13.04.1803 schon 50 Jahre, habe 6 Söhne zu nützlichen Bürgern des Staates erzogen, dabey aber mein und meiner Frau Vermögen bey aller Eingeschränktheit gebraucht und zugesetzt. Jetzt, da mein jüngstes Kind, meine einzige Tochter sich zu verheyrathen willens ist, fällt es mir schwer, selbige nur einigermaßen auszustatten“. Und er bat um eine Unterstützung. Bereits am 12.11.1803 ließ der König antworten: Sehr gerne erhielte er 100 rt geschenkt, aber nicht für die Familie, damit nicht „dergleichen Ansprüche von allen Seiten erweckt werden“.

Carl Friedrich wurde 1810 pensioniert und zog auf die Pfaueninsel zu seinem Sohn Ferdinand. Er verstarb 1811 dort an Entkräftung und wurde auf dem Friedhof in Stolpe bei Wannsee begraben.

Er hatte drei Söhne, die das Erwachsenenalter erreichten:

Friedrich Wilhelm Julius, geb.1766 in Charlottenburg, gest. 1816 in Tegel.

Carl Christian, geb. 1767 in Charlottenburg, gest. 1848 in Klein-Glienicke

Carl Friedrich Simon, geb. 1775 in Charlottenburg, gest. 1837 auf der Charlottenburger Chaussee auf einer Fahrt zu seiner Dienstwohnung.

Die Reihenfolge der preussischen Hofgärtner setzte der schon erwähnte Joachim Anton Ferdinand, Fintelmann I, fort, geb. 1774 in Charlottenburg, gest. 1863 in Charlottenburg und endet mehr als 100 Jahre später mit Gustav Ferdinand Axel Fintelmann.

Dieser Beitrag beruht auf der Familienchronik von Eva Fintelmann und Dieter Fintelmann:
'450 Jahre Fintelmann: 1540-1990', 3. Aufl., München: Hrg. Eva Fintelmann, 2004;
Cardamina Verlag, Plaidt. Die zusammenfassende Bearbeitung des Textes und
die Benutzung einzelner Abbildungen erfolgte mit freundlicher Genehmigung
der Herausgeberin durch Krafft A. Eggert.

Zu dem Leben und Arbeiten dieser Hofgärtnerdynastie Fintelmann sind im Weiteren Einzelbiographien auf diesen Seiten geplant, ebenso eine Stammtafel.


letzte Änderung 17.03.2022 15:17 CET
durch sello-webteam