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Hofgärtner Hermann Sello


Potsdam
Hermann Sello 1848 (Degas)

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Johann Samuel Sello – der Stammvater der Potsdamer Sello


Johann Samuel Sello
Johann Samuel Sello
(Familienbesitz)

wurde im November 1724 in Berlin geboren und am 30.11.1724 in der Neuen Kirche getauft. Er war der zweite Sohn des Johann Justus Sello, seit 1718 Planteur im Tiergarten, und seiner Ehefrau Rahel Güntsch aus Liebenwalde. Zusammen mit seinen älteren Geschwistern Gertraud und Ehrenreich Wilhelm wuchs er in der Lindenstraße auf, in dem Haus „hinter dem Kammergericht“. 1735 wurden noch seine Zwillingsschwestern Anna Catharina und Rahel geboren.
In der älteren Literatur ging man davon aus, das Johann Samuel Sello am 12.05.1715 geboren sei, wie es auf seinem Grabstein steht. Inzwischen konnte aber zweifelsfrei nachgewiesen werden, dass auf dem Grabstein ein falsches Datum steht. (vgl. den Artikel über Rahel Güntsch auf dieser Homepage).

Johann Samuel Sello absolvierte seine dreijährige Lehre vermutlich im väterlichen Betrieb. Die Familienüberlieferung besagt, dass er dann durch Deutschland, Holland und Frankreich wanderte, um die dortige Gartenkultur kennenzulernen. Nach seiner Rückkehr wurde er in Rheinsberg angestellt, kaum früher als 1744/45.
Schloss und Park Rheinsberg gehörten seit 1740 dem Prinzen Heinrich, dem Bruder Friedrichs II. – Es kann also keine Rede davon sein, dass Johann Samuel zusammen mit Wenzeslaus von Knobelsdorff ab 1736 den Barock–Garten in Rheinsberg angelegt hätte.
Der Kronprinz, der spätere Friedrich II., legte sehr viel Wert auf frisches Obst und Gemüse. Deshalb ließ er schon in seinem „Amalthea–Garten“ in Neuruppin einen kleinen Gemüsegarten anlegen. In Rheinsberg ließ er dann eine leistungsstarke Gärtnerei aufbauen mit verschiedenen Treibhäusern, die Vorbild für Sanssouci werden sollten. Möglicherweise wurde diese Gärtnerei für ein paar Jahre der Wirkungskreis von Johann Samuel Sello. 1748, ein Jahr nach Abschluss des 2. Schlesischen Krieges, wurde Johann Samuel Sello als Küchengärtner nach Sanssouci berufen.

Der Küchen– oder Marly–Garten in Sanssouci und seine Gärtner

Der Küchengarten war 1715 von Friedrich Wilhelm I. vor den Toren Potsdams angelegt worden. Bei aller Sparsamkeit legte auch der Soldatenkönig sehr viel Wert auf eine „gute Menage“, d.h., eine gute Versorgung der königlichen Tafel mit frischem und wohlschmeckenden Obst und Gemüse.
Der Küchengarten lag nördlich einer 1715 angepflanzten Allee und war etwa 6 Hektar groß (heute Allee nach Sanssouci). Das Grundstück, ein leicht schiefwinkliges Rechteck, wie auf alten Karten gut erkennbar, war aus mehreren Hintergärten von Potsdamer Bürgern gebildet. Von den ersten Küchengärtnern ist nichts bekannt.
Friedrich Wilhelm I. nannte seinen Küchengarten spöttisch–ironisch „mein Marly“, nach dem Schloss und Park des französischen Königs Ludwig XIV. Dieser hatte sich, der höfischen Repräsentation müde, fern von Paris und Versailles, einen Rückzugsort geschaffen. Um die Ironie zu verstehen, die in dieser Namensgebung liegt, muss man wissen, dass das Marly des Sonnenkönigs keineswegs eine bescheidene Einsiedelei war, klein allenfalls im Vergleich zu Versailles. Ein Schlösschen und zwölf Pavillons für die Damen und Herren des Hofes waren eingebettet in einen großen Park mit Bassins und Wasserspielen.
Die Rückzugsorte des Soldatenkönigs waren einmal das berüchtigte Tabakskollegium in Königswusterhausen und andrerseits der bescheidene Küchengarten mit Schieß– und Lusthaus und Kegelbahn. Zuweilen richtete der Soldatenkönig persönlich den Salat für seine Gäste an.
Der Thronfolger und seine Geschwister schätzten die rauen Unterhaltungen ihres Vaters wenig, aber die landschaftliche Lage muss dem Kronprinzen gefallen haben, denn gleich nach seinem Regierungsantritt 1740 gab er Befehl zur Anlage des Weinbergs mit den kalten Treibmauern für Wein, Feigen, Kirschen und Pfirsiche. Für die Gärtnereien in Sanssouci wurden acht Hofgärtner eingestellt, sie betreuten die Ananastreiberei, die Melonerie, die Orangerie, die Kirschtreibereien und die Pisang–[Bananen] und Papayatreiberei. Eine zweite Orangerie gab es beim Neuen Palais, zu dem Revier gehörte auch der Weinberg am Belvedere. – In den Jahren 1745 bis 1747 wurde Schloss Sanssouci erbaut, das Friedrich II. 40 Jahre lang als Sommersitz dienen sollte.

Seit 1748 finden wir also Johann Samuel Sello als Küchengärtner in Sanssouci, den „wackeren Mann“, wie Kopisch in seinem Sanssouci–Buch schreibt. Im Rechenschaftsbericht von Gartendirektor Schulze heißt es:

„Derselbe [Johann Samuel] hatte folgende Garten Reviere zu besorgen: den ganzen Königlichen Küchengarten, welcher mit allem Hofraum und Gebäude überhaupt 13 2/9 Morgen Fläche enthält, und welcher mit vielen Kirsch– und anderen Obstbäumen bepflanzet war, unter denen wenig oder nichts wächst. Daher kann man kaum die Hälfte oder höchstens 2/3 brauchbares Küchenland rechnen, wovon aber auch noch das Spargelland abgeht, indem darauf nur im Frühjahr etwas Spinat und Salat erzogen werden kann.“

Schulze zählt auf, was sonst noch zum Küchengarten gehört: eine kalte Treibmauer mit Fenstern zu Aprikosen, Pfirsichen und Wein, ein altes hölzernes Bohnenhaus, ein großes hohes Treibhaus zur Obsttreiberei „als Apricosen, Pfirsichen und Pflaumen“, verschiedene Mistbeetkasten nebst zugehörigen Fenstern „zu allen Arten frühen Küchengemüse, Pflanz– und Kräuterwerk“, außerdem Bretterwände, „womit der Garten eingeschlossen“, diese Wände sind mit verschiedenen Spalierbäumen bepflanzt.
Wir erfahren außerdem, dass die Gesellen und Burschen in dem „von Fachwerk erbauten Haus“ wohnen, „welches König Friedrich Wilhelm der Ite zum Lust– und Schießhause bestimmt hatte.“

Als Dienstwohnung wurde dem jungen Hofgärtner das sogenannte „Gartendirektionsgebäude“ zugewiesen, das als Stammhaus der „Potsdamer Sello“ gelten kann. 1752 hatte Knobelsdorff am südlichen Eingang des Parks zwei Häuser gebaut, als Gärtner– und Verwaltungsgebäude, die heute noch vorhanden sind. Ein Ur–Enkel des Johann Samuel, Hermann Schnee, malte das Gebäude mit dem Blick über die Fontäne hinauf zum Schloss.
Caroline Schulze, die Tochter des Gartendirektors, schreibt:
„Des östlichen Hauses südliche Hälfte erhielt der Küchengärtner Joh. Sam. Sello, der Hofgärtner Salzmann erhielt später die nördliche Hälfte zur Wohnung. Diese beiden Herren Gärtner waren mit so zahlreicher Familie gesegnet, dass 23 Kinder darin lebten.“
Ihr Vater berichtet weiter, dass außerdem noch drei Maultierknechte „nebst 7 Tieren bei dem Küchengärtner Sello sen., bei dem Lustgärtner Saltzmann u. bei dem Melonengärtner Krutisch“ wohnten.

Johann Samuel hatte aus zwei Ehen 14 Kinder, die aber nicht alle das Erwachsenenalter erreicht haben. Das erste Kind wurde 1755 geboren, das letzte 1882. 1753 hatte er sich mit Friederike Maria Goeritz verheiratet, die aber schon im Mai 1760 starb und auf dem alten Bornstedter Friedhof begraben wurde (5. Mai 1760).
1761 oder 62 verheiratete Johann Samuel sich ein zweites Mal, und zwar mit Marie Louise Kleist, geboren am 17. Juni 1738. Seine Söhne Carl Julius aus 1. Ehe und Christian Ludwig Samuel aus der zweiten Ehe wurden ebenfalls Hofgärtner.
Johann Samuel starb am 16. April 1787 und wurde auf dem alten Friedhof in Bornstedt begraben, bei seiner ersten Frau. Seine zweite Frau überlebte ihn um einige Jahre, sie starb am 17. oder 18. April 1791 und wurde ebenfalls in Bornstedt beigesetzt. (Der gemeinsame Grabstein mit dem falschen Geburtsdatum wurde 1910 auf den Sello–Friedhof versetzt.)
Bis zu seinem Tode hat Johann Samuel Sello den Küchengarten betreut. Sein Sohn Carl Julius Samuel aus der ersten Ehe, *09.02.1757, wurde Nachfolger seines Vaters. Er verwaltete den Garten von 1787 bis zu seinem frühen Tod 1796. Ihm folgte Joachim Heinrich Voß, der zukünftige Schwiegervater von Peter J. Lenné. Als er 1843 starb, benötigte man die Erzeugnisse des Küchengartens nicht mehr. Auf dem Gelände legten Lenné und Gustav Meyer den Marly–Garten an, wie wir ihn heute kennen.


SE. 16.08.2008

Literatur:

  • Rahel Güntsch – Biographie von Gisela Langfeld und Krafft–Aretin Eggert, www.hofgaertner–sello.de, 2007
  • Die Zier– und Nutzgärten in Sanssouci von 1714 bis 1801, Hrsg. SPSG, 2001
  • Kloosterhuis, Elisabeth M., Eine gute Menage und die Genüsse der Preußenkönige im 18. Jh.
  • Schurig, Gerd, Schön und nützlich: Die Produkte der Sanssouci–Gärtnereien. Beide in: Schön und nützlich: Aus Brandenburgs Kloster–, Schloss– und Küchengärten, Katalog, 2004
  • Vehse, Karl Eduard, Preussens Könige Privat, Anaconda Verlag, Köln, 2006
  • Wimmer, C.A., Zur Geschichte der Verwaltung der königlichen Gärten in Preußen. In: Preußisch Grün, Katalog 2004

Der „Hofgärtner Sello“ hat übrigens den Weg in die Krimi–Literatur gefunden: In einigen von Tom Wolfs "Preußenkrimis" kommt er vor: In "Silbergrau" und in "Schwefelgelb".


letzte Änderung 17.03.2022 15:17 CET
durch sello-webteam